0-Artikel

Mehr als ein Lichtblick: Ein Strahlen.

 

Vanessa Bürgel (23) hat im Januar 2021 erfolgreich ihre Ausbildung als Tourismuskauffrau abgeschlossen – in der in den Jahren 2020/21 von Corona gebeutelten Branche mehr als ein Lichtblick, ein Strahlen. Denn sie ist im Oktober 2021 von der IHK Chemnitz für den Bereich Südwestsachsen als beste Tourismuskauffrau ihres Jahrgangs ausgezeichnet worden. Was treibt junge Menschen an, diesen Beruf zu ergreifen, auch in Krisenzeiten nie die Motivation zu verlieren? Vanessa Bürgel verriet es im Interview, was ihre innere Leidenschaft für diesen Beruf ausmacht.

Doreen Ludwig: 2021 haben Sie Ihre Ausbildung zur Tourismuskauffrau als Beste des Jahrgangs in der Region Südwestsachsen abgeschlossen. Neben der Motivation gehört hier auch die Liebe zum Beruf. Was macht der Beruf für Sie so besonders?

Vanessa Bürgel: Das Besondere an diesem Beruf ist für mich, sich um die schönste Zeit des Jahres für den Gast zu kümmern. Reisen ist eine Leidenschaft. Es ist das Tollste, was ich mir vorstellen kann. Ich bin selbst total reiselustig. Wenn ich Urlaub habe, trifft man mich nie zu Hause an, ich bin immer unterwegs, will die Welt entdecken. Das macht echt Freude, den Gästen dann einen supertollen Urlaub auszuarbeiten. Es ist sehr herzerwärmend, wenn uns die Gäste aus dem Urlaub Bilder schicken und wir die Dankbarkeit der Gäste spüren. Wir sind stets Ansprechpartner – vor, während und nach der Reise. Wir haben in den letzten zwei Jahren den Trend gespürt, dass viele Gäste, die bislang online im Internet ihre Reisen buchten, genau aus diesem Grund zu uns ins Reisebüro gewechselt sind.

Welche Herausforderungen gab es in Ihrer Ausbildungszeit?

Die Ausbildung geht regulär 3 Jahre. Durch das Abitur konnte ich auf 2,5 Jahre verkürzen. Ich bin regulär gestartet und habe dann sämtliche Krisen miterlebt, erst Airline-Pleiten, die Insolvenz von Thomas Cook im September 2019, die Corona-Pandemie ab März 2020 kam als Spitze on top dazu. So haben wir während unserer Ausbildung bereits gelernt, was es heißt, mit Krisen in dieser Branche klarzukommen, wie man Reisen dann abwickelt. Ich sage immer, wir sind jetzt auf alles vorbereitet, haben das volle Krisenmanagement und Standfestigkeit gelernt.

Gerade in der Corona-Krise war ja kein Ende absehbar. Man konnte nicht sagen, in vier Wochen ist alles wieder gut und dann mitten in der Ausbildung – quasi ohne Zukunftsperspektive. Dieses Ungewisse, kann ich die Ausbildung zu Ende führen, stelle ich mir schwierig vor. Was hat Sie motiviert?

Neben der Lust am Beruf hat mich von Tag 1 an das Team der Reiseträume motiviert, am Ball zu bleiben. Wir sind ein Zusammenschluss, jeder hat für die Sorgen, Fragen des anderen ein offenes Ohr. Wir gehen alles zusammen an.

Für Michéle und mich war aber das Besondere an dieser von Krisen durchzogenen Ausbildung, dass wir nie die Lust daran verloren haben, weil man dann von den anderen neu motiviert wurde. Selbst wenn man mal einen Tag hatte, an dem es schwer war, weil alle Reisen wegen neuer Bestimmungen für die Gäste storniert werden mussten. Wir haben uns dann gegenseitig Trost zugesprochen und gemeinsam nach vorn geblickt.

An was erinnern Sie sich besonders gern?

Die Dankbarkeit unserer Gäste macht es für mich so besonders: Es ist der liebe Gruß aus dem Urlaub, die glücklichen Augen der Gäste, wenn sie von ihrem Urlaub nach ihrer Rückkehr erzählen oder auch mal der Strauß Blumen als Dankbarkeit. Das ist herzerwärmend.

Auch die Dienstreisen schon während der Ausbildung machen diesen Beruf für mich besonders. Da gab es direkt in der zweiten Ausbildungswoche eine Fahrt zu einer Schulung und den Städtetrip nach Berlin. Das hat sich dann immer weiter gesteigert bis hin zur Fernreise in die Dominikanische Republik – alles in der Azubi-Zeit. Man hat die Wertschätzung gemerkt und auch den Wille gespürt, dass wir Auszubildenden etwas sehen, die Welt kennenlernen. Und es ist wirklich so, wenn man es selbst gesehen hat, kann man viel, viel besser beraten, weil man es selbst erlebt hat. Man weiß, wovon man spricht.

Wenn Sie den Vergleich haben mit anderen Auszubildenden in dieser Branche? Ist das hier etwas Besonderes, was Ihnen da von Anfang an geboten wurde?

Ja, auf jeden Fall. Da gab es auch so einen Schlüsselmoment in unserer ersten Blockausbildung in der Berufsschule. Da kam unsere Klassenlehrerin mit einem Brief in der Hand und meinte vor der ganzen Klasse, Michéle und Vanessa, euer Chef hat euch geschrieben. Und die ganze Klasse so, wie euer Chef schreibt euch? Und da kamen ein paar Dankeszeilen mit einem Gutschein für ein Essen für uns, dass wir uns mal eine schöne Zeit machen können vor Ort. Das hat nicht nur bei uns für hohe Anerkennung, sondern auch bei unseren Azubikollegen für Beeindruckung gesorgt, wie viel man mit kleinen Gesten erreichen kann.

Sehen Sie für sich einen Unterschied zwischen Ausbildung und Berufsstand oder konnten Sie bereits in der Ausbildung all das verwirklichen, was der Beruf der Reisetraumerfüllerin für Sie ausmacht?

Wir waren von Anfang an voll involviert als Reiseberaterinnen. Wir haben die Angebote für unsere Gäste selbst ausgearbeitet und dann immer noch einmal mit den Kollegen drübergeschaut. Sie haben uns immer noch ihre Erfahrungen und ihr Wissen dazu mitgeteilt, was wir beachten müssen, was wir vielleicht noch als Super-Tipp haben für das Ziel. Dadurch sind wir als Auszubildende gut herangeführt worden, haben aber selbstständig agiert und konnten uns am Ende auf das Feedback verlassen. Das hat uns in der Ausbildung wirklich weit gebracht, weil man von Anfang auch wirklich selbst das Zepter in die Hand bekommen hat, das Gespräch mit den Gästen führen durfte und nicht nur am Tisch des erfahrenen Reiseberaters stand und über die Schulter schauen durfte.

Natürlich widmen wir uns jetzt ganz unserem Beruf und können uns noch mehr auf die Gäste fokussieren, während in der Ausbildung Berufsschulzeiten und Lernzeiten natürlich auch eine große Rolle gespielt haben. Aber das praktische Anwenden hat unheimlich viel dazu beigetragen, die Lust an dem Beruf stets wachsen zu lassen.

Wie wurde das von den Gästen angenommen, von der Auszubildenden beraten zu werden?

Ganz selten hat man vielleicht eine leichte Skepsis gemerkt, aber unsere Ausbilderin Claudia Müller hat uns von Anfang an beigebracht, selbstsicher aufzutreten. Wenn wir dann mit den Gästen gesprochen haben, wussten wir, worüber wir sprechen. Und das haben die Gäste gespürt und so war die mitunter anfängliche Skepsis sehr schnell verflogen.

Was sind so typische Lehrinhalte Ihrer Ausbildung gewesen?

Vergleichbar wie jeder kaufmännische Beruf, mit Buchhaltung, Rechnungswesen, Wirtschaft, Recht, sehr vielfältig und breit gefächert.

Würden Sie sich rückblickend jederzeit wieder für die Reiseträume als Ausbildungsbetrieb entscheiden? Warum?

Definitiv ja. Diesen Teamgedanke und dass wir generell so gut harmonieren, hätte ich mir in der Form nicht vorstellen können. Das matcht einfach. Und das Gute ist, dass alle 14 Mitarbeiter in den 4 Standorten ganz unterschiedliche Erfahrungen haben. Dadurch haben wir als Team so einen großen Wissensschatz, wo man sehr, sehr davon profitiert. Wenn man jetzt Gäste mit besonderen Reisewünschen hat und weiß, die Kollegin aus der Nachbarfiliale war dort, dann bespricht man sich zu Tipps. Das ist wirklich ein Mehrwert für uns. Es ist nicht nur der eigene Blick, sondern dieses Austauschen mit dem Team. Und wenn man sich so mag, gibt es auch keine Hemmschwelle, den anderen anzurufen. Im Gegenteil: Es macht dann Spaß, man freut sich sogar darauf, einen Grund zu haben, anzurufen. Wir treffen uns auch immer wieder zu gemeinsamen Unternehmungen, wie ein Grillabend oder gemeinsames Kochen, weil wir alle diese Leidenschaft teilen.

Aber auch unsere Ausbilderin, Claudia Müller, ist seit über 20 Jahren bei den Reiseträumen, hat selbst hier gelernt und konnte uns so von der Pike auf alles beibringen, auch persönlich formen, das hat die Ausbildung sehr wertvoll gemacht. Dabei ist sie selbst noch jung, auch in ihrer Art.

Welche Tipps/Hinweise geben Sie jungen Menschen, die sich für diesen Beruf interessieren? Reisen ist Leidenschaft – aber was sollte man noch mitbringen?

Bei mir war der Schlüsselmoment, dass Reisen meine Leidenschaft ist und ich mir nur eine Ausbildung in einem Reisebüro vorstellen konnte. Das Hobby zum Beruf machen, ist das Optimalste. Also man sollte reiselustig sein und Lust darauf haben, die Gäste mitzunehmen – auch virtuell auf WhatsApp, Facebook, Instagram. Die Lust an den Sozialen Medien und ihren Tools sollte da sein. Auf jeden Fall braucht es Offenheit und gutes Selbstbewusstsein im Umgang mit den Kunden. Man trifft jeden Tag auf ganz unterschiedliche Charaktere mit verschiedenen Ansichten und Wünschen. Und sich in diese hineinversetzen zu können, sollte man können, flexibel sein und empathisch. Auch wenn der Gast eine Reise wünscht, die meinen persönlichen Vorlieben überhaupt nicht entspricht, muss ich ihm dennoch seine Reise perfekt zusammenstellen, genau wie er sich das wünscht und erträumt. Gute Ausdrucksweise in der Kommunikation ist das A&O und man sollte krisenfest sein, also mit Stress umgehen können oder wie es im Fall der Pandemie war, dass dies einen nicht gleich aus der Bahn wirft. Insgesamt einen hohen Anspruch an sich selbst haben, dass man immer bereit ist, 100% zu geben.

Wo soll für Sie in Zukunft die Reise hingehen – gibt es eine Spezialisierung, die Sie anstreben?

Auf jeden Fall sehe ich meine Zukunft bei den Reiseträumen. Ich habe nicht vor, mich umzuorientieren. Es gibt Reisearten, die einen vielleicht mehr reizen als andere und für mich gehört ganz klar die Kreuzfahrtbranche dazu. Darauf würde ich mich sehr gern noch mehr spezialisieren, einfach ein Augenmerk mehr drauf zu haben. Natürlich auch alles andere im Portfolio zu kennen und zu können. Das ist mir schon wichtig, dass ein Gast mit jedem Wunsch auf mich zukommen kann.

Und was sind Ihre persönlichen Traumziele?

Zuletzt war ich in den norwegischen Fjorden unterwegs, traumhaft schön. Mein Wunsch-Reiseziel Nr. 1 ist seit Jahren Australien: einmal an das andere Ende der Welt. Im Outback den kristallklaren Sternenhimmel sehen, vielleicht in Kombination mit Neuseeland zu den Hobbit-Höhlen. Kreuzfahrtmäßig gern alles (lacht), aber hauptsächlich die Polargebiete (Antarktis, Arktis), einfach diese Naturgewalten zu sehen, diese Ruhe und Unberührtheit und trotz, dass es riesige Eismassen sind, wie zerbrechlich alles ist.

Reisen buchen im Reisebüro ist für manche junge Menschen old school, gibt es doch alles per Klick online. Warum sollten gerade auch junge Menschen/Cliquen der Empfehlung im Reisebüro folgen?

Zum einen, weil wir immer als Ansprechpartner erreichbar sind. Wir wissen es aus der Erfahrung von Gästen, die von der Onlinebuchung zu uns gewechselt sind, dass es im Worst-case-Fall eben keinen Ansprechpartner gab. Die Onlinepreise sind die gleichen wie bei uns, aber wir bieten Fachwissen noch dazu. Es gibt auch keine versteckten Fehler wie es im Internet gern mal passiert, dass es dann kein Direktflug ist oder die Zimmerkategorie den Blick in den Innenhof hat. Der Gast kann das mitunter gar nicht herauslesen und verlässt sich auf die Beschreibung auf den Internetseiten. Wir sind dann ehrlich und sagen, das empfehlen wir nicht, Sie wollen doch einen schönen Urlaub haben.

Wir sind ein junges Team, quasi die gleiche Generation und können uns in die Wünsche der jungen Menschen genauso wie in die jeder Generation hineinversetzen und diese bei den Reiseträumen verarbeiten.

Zum anderen gehen wir in der aktuellen Zeit mit dem Fortschritt, wir werden immer moderner. Unsere Gäste können neben den Reisetipps auf der Webseite, uns auf Instagram oder Facebook folgen und sehen so stets, wo wir gerade sind, um neue Ziele zu entdecken. Ich denke, das macht Lust auf Reisen und viele junge Menschen erreichen wir dort. Und wir sind über diese Kanäle auch erreichbar. Für eine gute Reiseempfehlung müssen die Gäste nicht zwingend zu uns kommen, wir können das genauso professionell telefonisch oder online via WhatsApp vornehmen – ganz nach den Vorlieben unserer Gäste. Das wird sehr gut angenommen.